60 Jahre Städtepartnerschaft Beloeil – Crosne – Schotten


60 Jahre Städtepartnerschaft Beloeil (Quevaucamps) – Crosne – Schotten

Als im Herbst des Jahres 1963 drei mutige Bürgermeister aus einer belgischen, französischen und deutschen Gemeinde einen Vertrag über die Partnerschaft ihrer Städte unterzeichneten, lag das Ende des 2. Weltkrieges gerade mal achtzehn Jahre hinter ihnen. Gut fünf Jahre lang waren Belgien und Frankreich von deutschen Truppen besetzt, hatten deutsche Nazis die Bevölkerung terrorisiert. Tausende Belgier und Franzosen leisteten Widerstand gegen die deutsche Besatzung, Tausende mussten diese Gegenwehr mit dem Leben bezahlen.

Insofern ist es nachvollziehbar, dass nicht alle Bewohner des belgischen Quevaucamps (seit Anfang der siebziger Jahre Bestandteil der Großgemeinde Beloeil) und des französischen Crosne diese Partnerschaft mit einer deutschen Stadt begrüßt haben. Es wird erzählt, dass während des ersten Besuchs der Schottener Stadtvertreter in Quevaucamps viele Fensterläden demonstrativ geschlossen blieben (und aus manchen Fenstern schwarze Fahnen wehten). Doch die damals politisch Verantwortlichen -vermutlich etliche selbst Kriegsteilnehmer- hatten verstanden, dass die Verständigung, die Freundschaft und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern und Staaten Europas die Grundlage für ein friedliches und einiges Europa sein müsse.

Der erste (west-) deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Präsident Charles de Gaulle hatten mit der Unterzeichnung des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrags (auch "Elysée-Vertrag" genannt) am 22.01.1963 diesem Leitgedanken Ausdruck verliehen. Die drei mutigen und vorausschauenden Bürgermeister Jean Degouys aus Quevaucamps, Marcel Mandion aus Crosne und Heinrich Meidt (1. Stadtrat, in Vertretung des Bürgermeisters) aus Schotten folgten ihnen mit ihrer Unterschrift auf diesem Weg.


 Für den Abschluss von Städtepartnerschaften gilt die Regel, dass die Partnerschaftsurkunden vor Ort in jeder der beteiligten Städte in wortgleicher Ausfertigung unterschrieben werden müssen. Auf dem Bild sehen Sie die Ausfertigung der Urkunde, die am 21.06.1964 in Crosne unterschrieben worden ist.


Im Herbst letzten Jahres konnten Bürgerinnen und Bürger aus den drei Gemeinden den 60. Geburtstag dieser Städtepartnerschaft feiern. In der Kapelle des Schlosses von Beloeil fanden die offiziellen Feierlichkeiten einen würdigen Rahmen. Gastgeber dieser Zeremonie war der Schlossherr, der Prinz von Ligne.

Die Partnerstädte wurden vertreten durch Herrn Luc Vansaingèle, Bürgermeister von Beloeil, Herrn Michael Damiati, Bürgermeister von Crosne, und Herrn Hans Dieter Herget, Stadtverordnetenvorsteher der Stadt Schotten.

Anwesend waren ebenfalls Menschen aus den anderen, mit Beloeil, Crosne und Schotten verschwisterten europäischen Städten: Arco (Italien), Bogen (Bayern), Maybole (Schottland), Rymarov (Tschechien) und Roccella Jonica (Italien).

Höhepunkt der Zeremonie war die neuerliche Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunden, auch genannt "Erneuerung des Partnerschaftsschwurs", durch die offiziellen Vertreter der drei Partnerstädte.

An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass Beloeil bei dieser Gelegenheit auch den 26. Geburtstag der Partnerschaft mit Maybole (Schottland) feierte. Aus diesem Grund war auch eine starke Gruppe der Maybole Pipe Band angereist, die an diesem Tag mit ihrer stimmungsvollen, mitreißenden und auch immer wieder ergreifenden Musik begeisterte.

Der Schottener Ehrenbürgermeister und Ehrenvorsitzende des Verschwisterungsvereins, Herr Hans Otto Zimmermann, würdigte in seiner Rede die seit dem Jahr 2000 bestehende Städtepartnerschaft zwischen Maybole und Schotten.

Nach dem eher protokollarisch strengen Teil der Feierlichkeiten folgte nach einer entspannten Mittagspause am Nachmittag ein Stück "Erinnerungsarbeit". Der von Ehrenamtlichen gebildete Arbeitskreis zur Lokalgeschichte in Beloeil hatte sich über einen längeren Zeitraum hinweg mit dem Schicksal der Menschen aus Beloeil beschäftigt, die während des ersten und während des zweiten Weltkriegs ums Leben gekommen sind. Die Ergebnisse ihrer Recherchen wurden im Rahmen einer bewegenden Gedenkveranstaltung in der schönen gotischen Kirche von Grandglise, einem Stadtteil von Beloeil, präsentiert. In der voll besetzten Kirche wurde u.a. im Dialog zwischen Kindern und alten Menschen, zum Teil auch Zeitzeugen, das Leben und das Schicksal einzelner Menschen, die Opfer des Krieges geworden waren, vorgetragen. Es folgte ein Trauerzug zum örtlichen Friedhof, wo die Gedenkveranstaltung ihren Abschluss fand.

Bemerkenswert: bei dieser Gedenkveranstaltung waren alle europäischen Gäste anwesend, natürlich auch die Gäste aus der deutschen Partnerstadt. Es hat sich gezeigt: das Gedenken der Opfer der Verbrechen der Vergangenheit und das versöhnte, freundschaftliche Miteinander der heutigen Generationen sind kein Widerspruch, im Gegenteil: es geht sehr gut zusammen. Verdrängen ist eben keine Lösung, wenn man gemeinsam eine Zukunft haben will.

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Städteverschwisterung | Schotten - Stadt am Grünen Vulkan