Amtsübergabe in Schotten


Zäsur in Schotten

Nach 18 Jahren als Bürgermeisterin ist Susanne Schaab (SPD) verabschiedet worden. Gleichzeitig wurde ihr Nachfolger Benjamin Göbl (parteilos) offiziell ins Amt eingeführt. Sein erster Arbeitstag als Bürgermeister wird der 16. März sein. Einen Tag zuvor wird Schaab ihren Schreibtisch räumen. Weil die Hessische Gemeindeordnung vorschreibt, dass ein solcher Amtswechsel während einer Parlamentssitzung stattfinden muss, fungierte Stadtverordnetenvorsteher Hans Dieter Herget (SPD) als Gastgeber des Abends, dessen offizieller Teil mehr als drei Stunden dauerte. Im großen Saal versammelten sich etwa 200 Menschen aus der Schottener Kommunalpolitik, der Landespolitik, dem Vogelsbergkreis, aus Kommunen des Wetteraukreises und aus der Region Oberhessen. Dazu Vertreter des gesellschaftlichen Lebens, der Vereine und Organisationen. Und natürlich viele Wegbegleiter, die mit Schaab in den vergangenen zwei Jahrzehnten zusammengearbeitet hatten.

Schaab widerlegt alle Skeptiker

In seiner Laudatio auf Schaab, die er im »vertrauten Du« ansprach, erinnerte Herget daran, wie sie vor 18 Jahren als damalige Fraktionsvorsitzende der SPD ins Bürgermeisteramt wechselte – als erste Frau in der Geschichte Schottens. »Statt für das Miteinander in der Fraktion war Susanne Schaab jetzt für alle Fraktionen und Bürger da«, sagte Herget. Es habe damals Vorbehalte gegeben, ob die junge Bürgermeisterin als Nachfolgerin des jetzigen Ehrenbürgermeisters Hans Otto Zimmermann dem Amt gewachsen sei. »Kann die das?«, sei häufig gefragt worden. Ihre Arbeit habe aber alle Skeptiker überzeugt, betonte Herget. Schaab habe sich in allen möglichen Bereichen großes Fachwissen angeeignet. 2009 etwa sei die doppelte Haushaltsführung eingeführt worden. »Du hast dieses neue System gut verstanden«, sagte Herget. »Für viele von uns ist es auch heute noch an manchen Stellen ein Buch mit sieben Siegeln. « Der Stadtverordnetenvorsteher lobte den »fairen und offenen Umgang« Schaabs mit den Parlamentariern und das »ruhige und sachbezogene Miteinander « in den politischen Gremien.
Einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Arbeit der scheidenden Bürgermeisterin hätten auch die »guten Leute« in der Verwaltung und die an der Sache orientierten Stadtverordneten beigetragen. Herget betonte, in der 18-jährigen Amtszeit Schaabs habe es keine Skandale und nicht einmal Skandälchen gegeben. Die Noch-Bürgermeisterin erklärte zu Beginn ihrer Ansprache noch einmal, warum sie nicht für eine vierte Amtszeit kandidiert habe.
»Die großen Belastungen, die das Amt mit sich bringt, haben mich zu dieser Entscheidung bewogen«, sagte sie.
Je näher ihr letzter Arbeitstag im Rathaus heranrücke, desto deutlicher merke sie, dass ihr die Menschen fehlen werden, mit denen sie während ihrer Arbeit zu tun hatte. Schaab nannte »Mitstreiter der ersten Stunde«, wie Hans Dieter Herget, Hans Otto Zimmermann oder Wolfgang Dorfinger, langjähriger Stadtverordnetenvorsteher, dankte den Fraktionen für die »sachliche und meist freundschaftliche Zusammenarbeit « sowie der Verwaltung. »Ich habe die Mitarbeiter schätzen gelernt, wegen ihrer Loyalität, ihres großen Engagements und ihres hohen Sachverstands.
Ihr werdet mir fehlen«, sagte Schaab. Nach einem Lob für ihre Kollegen im Vogelsbergkreis und in der Region
Oberhessen kritisierte sie die Landespolitik: »In Wiesbaden ist für manche Köpfe der Vogelsberg sehr weit weg.«

Stehende Ovationen

Schaab erwähnte auch die vielen Funktionsträger in unterschiedlichen Bereichen, von den Verbänden über die Feuerwehren oder Kirchengemeinden bis hin zu den verschiedenen Hilfs- und Unterstützungsorganisationen sowie der vielfältigen Vereinspalette in der Großgemeinde. Auch ihrer Familie dankte Susanne Schaab. »Das Amt bringt einige Entbehrungen mit sich«, sagte sie. Ihrem Nachfolger Benjamin Göbl wünschte sie »viel Erfolg und Freude in seinem neuen Amt«. Den Worten Schaabs folgten stehende Ovationen als sichtbarer Ausdruck des Dankes für ihre Leistungen. Anschließend folgte die offizielle Einführung, Verpflichtung und Ernennung von Benjamin Göbl zum neuen Bürgermeister Schottens. Stadtverordnetenvorsteher Hans Dieter Herget händigte dem 35-jährigen Wahlsieger vom 8. Oktober die Urkunde aus und vereidigte den neuen Bürgermeister. Anschließend übergab Susanne Schaab ihrem Nachfolger die schwere Amtskette.

Erste Ansprache

Benjamin Göbl betonte nach Dankesworten an seine Unterstützer und Kollegen in der Stadtverwaltung die Notwendigkeit, künftig in vielen Bereichen noch enger zusammenzuarbeiten. »Es ist wichtig, dass alle an einem Strang ziehen«, sagte er. Er werde sich dafür einsetzen, dass der Slogan »Mehr Demokratie wagen« bei vielen kleinen Dingen, die von Interesse für die Menschen seien, noch besser gelebt werde. »Das wurde in der Vergangenheit etwas zu locker gesehen«, lautete seine Einschätzung. Der künftige Bürgermeister, der auch Vorsitzender des Hegerings Schotten ist, will in seiner Amtszeit der Bedeutung des Waldes als Erholungsort mehr Gewicht beimessen.

Zahlreiche Redner loben Schaabs Leistung und wünschen Göbl alles Gute

Fast eineinhalb Stunden dauerten die Ansprachen und Gratulationen von 15 Rednern anlässlich der Verabschiedung von Susanne Schaab und der Einführung des neuen Schottener Bürgermeisters Benjamin Göbl. 
Erster Kreisbeigeordneter Dr. Jens Mischak (CDU), der am 10. Juni Landrat wird, sprach von einer guten Zusammenarbeit mit Schaab. »Die Parteipolitik hat keine Rolle gespielt«, sagte der Vogelsberger CDU-Vorsitzende. Mischak erinnerte an erfolgreiche Vorhaben, die in Schaabs Amtszeit umgesetzt worden seien, wie etwa das Vulkaneum, das Nahwärmenetz und die Dorfentwicklung. »Alleine dabei sind in der Großgemeinde 39 Vorhaben realisiert worden und zwei Millionen Euro Zuschüsse nach Schotten geflossen «, sagte er. Bei Göbls Wahlkampf habe ihn der Slogan »Das Wir macht den Unterschied« beeindruckt. In diesem Sinn hoffe er auf eine Fortsetzung des guten
gemeinschaftlichen Wirkens, sagte Mischak. Der ehemalige Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Dorfinger 
bezeichnete Schaab als glänzende Rhetorikerin. Er habe sie bereits vor ihrer Zeit im Rathaus als sehr engagierte
Rechtsanwältin in der gemeinsamen Kanzlei schätzen gelernt. Schaab hinterlasse Göbl »ein paar große Schuhe«. Dorfinger riet dem neuen Bürgermeister, geduldig zuzuhören, auch bei schwierigen Entscheidungen Ruhe und Gelassenheit zu bewahren und immer darauf Wert zu legen, dass allen Menschen gegenüber Respekt gezeigt werde.

Musik, Show und viel Witz

Julian Zimmer, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender, betonte, Schaabs Arbeit sei von vorausschauendem Handeln, Klugheit und Leidenschaft geprägt gewesen. »Sie hat mit viel Führungskraft und menschlicher Stärke tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Veränderungen in Schotten bewirkt«, sagte er. Ihr Vermächtnis werde lange nachwirken. Jetzt stehe Schotten am Beginn eines neuen Kapitels. »Ich bin sicher, dass Benjamin Göbl die Stadt mit großem Engagement in eine gute Zukunft führen wird«, sagte Zimmer. Dankesworte an Schaab, verbunden mit den besten Wünschen für Göbl, sprachen auch die übrigen Fraktionsvorsitzenden in der Stadtverordnetenversammlung, Erster Stadtrat Hans-Jürgen Jochim für den Magistrat und Nicole Gebhard für die 15 Ortsvorsteher. Für den musikalischen Rahmen, stimmungsvolle Showelemente und viel Witz sorgten die Jagdhornbläser des Jagdvereins Hubertus Altkreis Büdingen, die Tanzgruppe »Wilde 13« des Faschingsclubs Einartshausen und Dietmar »Didi« Weber. Er tauschte einmal mehr seinen Arbeitsplatz im Bürgerbüro mit der Bühne, wo er in der Rolle des »KI-Botschafters des Vogelsbergkreises« die Besucher begeisterte.

Quelle: Kreis-Anzeiger / Autor: Stefan Weil